Antidepressiva – besser als Placebo oder nicht?
Dr. Michael Hengartner lebt und arbeitet in Zürich.
Seit Jahren forscht und publiziert er zum Thema Psychiatrische Epidemiologie an der ZHAW Angewandte Psychologie (Fachgruppe Klinische Psychologie und Gesundheitspsychologie).
Wir sprechen über eines der großen und bedeutsamen Themen unserer Zeit – Depression.
Und wenn es einen Aspekt gibt, zu dem Michael etwas sagen kann, dann ist es der Aspekt, ob und wie Antidepressiva wirken.
Eine große Studie ist in diesem Jahr im renommierten Fachjournal The Lancet erschienen, die eindeutig zu belegen scheint, dass Antidepressiva eben doch wirken.
Die Süddeutsche Zeitung schrieb dazu: „Ja, Antidepressiva wirken; nicht wahnsinnig gut, aber sie wirken, besser als Placebo und insbesondere bei schwereren Depressionen. Und sie sind einigermaßen verträglich.“
Schon einleitend schrieb die Zeitung: „All das Unken der Pseudoaufklärer muss aufhören: Medikamente gegen die Depression sind keine Wunderpillen, aber sie helfen vielen Betroffenen zumindest etwas.“
Ist damit die Diskussion über diese Wirkstoffe endgültig beendet?
Keineswegs.
Diese Interview führt die Debatte weiter, wo andere diese lieber nicht mehr führen wollen.
Shownotes
Universitätshomepage Michael Hengartner
Aktuelle Arbeit: False Believes in Psychiatry
Dies ist eine Aufnahme eines Vortrages von Professor Irving Kirsch, in den er seine jahrelange Forschungsarbeit bezüglich Antidepressiva und Placebowirkung erläutert.
Hallo.
Ich habe gerade das Interview gehört und kann nur zustimmen.
Ich selbst erhielt von meinem damaligen Hausarzt ein ssri zur „Prophylaxe“(!), weil in näherer Zukunft eine Trennung anstehen könnte bei mir.
Es ging mir zu dieser Zeit aber absolut gut!
Das Ende war katastrophal.
Ich erlebte plötzlich Suizidgedanken, erlebte die geschilderte motorische Unruhe, totale sexuelle Unlust, Schlafstörungen usw.
Ich geriet in einen Kreislauf zwischen verschiedene Fachärzten, die alle nur der Meinung waren, mir immer andere Dosierungen und !Medikamente geben zu müssen.
Ich habe mich dann selbst in eine Privatklinik für 9Wochen einliefern lassen und dass auch nur unter der Bedingung, dass ich alle Psychopharmaka ausschleichen werde.
Und siehe da, 1Woche nachdem ich die letzte Dosis Escitalopram abgesetzte hatte, war mein Kopf wieder klarer.
Es dauert allerdings noch einige Monate, bis ich wieder ansatzweise der „Alte“ wurde.
Diese Erfahrungen haben mich sehr verunsichert und sehr wütend gemacht, weil ich erleben musste, wie wenig man von den Ärzten ernst genommen wird.
Das Verrückte dabei: Ich arbeite seit 19 Jahren als Pharmareferent?…hätte mich in die Studien einlesen müssen, hatte aber volles Vertrauen in die Ärzte.
Heute bin ich schlauer!!
Toll, dass Ihr das wichtige Thema erneut aufgenommen habt.
Liebe Grüsse
Björn
Eine sehr kuriose Geschichte, und leider sehr verständlich, darüber wütend zu sein.
Alles Gute!
Super, dass Sie wieder mit neuen Podcast Beiträgen starten. Bei der Gelegenheit möchte ich mich für den Beitrag/Tipp „Tony Robbins“ bedanken !